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Cicero verteidigt sich gegen ungerechtfertigte Vorwürfe im Zusammenhang des Prozesses gegen Catilina.

II.12:

Sunt qui dicant, Quirites, a me eiectum in exsilium esse Catilinam.
Quod ego si verbo adsequi possem, istos ipsos eicerem, qui haec loquuntur.
Homo enim videlicet timidus aut etiam permodestus vocem consulis ferre non potuit;
simulatque ire in exsilium iussus est, paruit.
Hesterno die, cum domi meae paene interfectus essem, senatum convocavi, rem omnem ad patres conscriptos detuli.
Quo cum Catilina venisset, quis eum appellavit, quis salutavit, quis denique ita aspexit ut perditum civem ac non potius ut importunissimum hostem?

II.13:

Hic ego vehemens ille consul, qui verbo cives in exsilium eicio, quaesivi a Catilina, in nocturno conventu ad M. Laecam fuisset necne.
Cum ille homo audacissimus primo tacuisset, patefeci cetera:
quid ea nocte egisset, ubi fuisset, quid in proximam constituisset, edocui.
Cum haesitaret, quaesivi, quid dubitaret proficisci eo, quo iam pridem pararet, cum arma, cum secures, cum fasces, cum signa militaria scirem esse praemissa.

II.14:

In exsilium eiciebam, quem iam ingressum esse in bellum videram?
O condicionem miseram non modum administrandae, verum etiam conservandae rei publicae!
Nunc si Catilina consiliis, laboribus, periculis meis circumclusus subito pertimuerit, sententiam mutaverit, consilium belli faciendi abiecerit, non ille a me spoliatus armis audaciae, non perterritus mea diligentia, sed indemnatus innocens in exsilium eiectus a consule vi et minis esse dicetur:
et erunt, qui illum, si hoc fecerit, non improbum, sed miserum, me non diligentissimum consulem, sed crudelissimum tyrannum existimari velint!

Übersetzung


Manche sagen, Quiriten, dass Catilina von mir in die Verbannung getrieben worden sei.
Wenn ich dies mit meinem Wort erreichen könnte, würde ich diese da selbst hinauswerfen, die diese Dinge sagen.
Denn selbstverständlich konnte der ängstliche oder sogar sehr bescheidene Mann die Stimme des Konsuls nicht ertragen.
Sobald man ihm befahl, in die Verbannung zu gehen, gehorchte er.
Am gestrigen Tag, da ich in meinem Haus fast getötet worden wäre, berief ich den Senat und brachte die ganze Sache vor die Senatoren.
Nachdem Catilina dorthin gekommen war, wer sprach ihn an, wer grüßte ihn, wer schließlich betrachtete ihn so wie einen verkommenen Bürger und nicht vielmehr wie einen äußerst unverschämten Feind?
Hierauf fragte ich, jener heftige Konsul, der ich Bürger durch das Wort in die Verbannung treibe, Catilina, ob er bei der nächtlichen Versammlung bei Marcus Laeca gewesen sei oder nicht.
Da jener äußerst freche Mann anfangs geschwiegen hatte, deckte ich die übrigen Dinge auf: Was er in dieser Nacht getrieben habe, wo er gewesen sei,(und) was er für die nächste (Nacht) beschlossen habe, berichtete ich genau.
Als er schwankte, fragte ich (ihn), warum er zauderte, dorthin aufzubrechen, wohin er schon am Tag zuvor aufzubrechen beabsichtigte, da ich wüsste, dass Waffen, Beile, Rutenbündel und Feldzeichen vorausgeschickt worden waren.
Versuchte ich den in die Verbannung zu treiben, der, wie ich gesehen hatte, schon in den Krieg eingetreten war?
Ach, wie unglückselig ist die Aufgabe, den Staat nicht nur zu verwalten, sondern auch zu erhalten!
Wenn nun Catilina von meinen Plänen, Mühen und Gefahren umstellt plötzlich in große Furcht geraten ist, wenn er seine Absicht geändert hat, (und) wenn er seinen Plan, Krieg zu führen, aufgegeben hat, (dann) wird man sagen, dass jener nicht von mir der Waffen der Kühnheit beraubt, nicht durch meine Sorgfalt völlig eingeschüchtert, sondern ohne Urteilsspruch und unschuldig von einem Konsul mit Gewalt und Drohnungen in die Verbannung getrieben worden sei.
Und, wenn er dies tun sollte, könnten manche wollen, dass jener nicht für böse, sondern für unglückselig, dass ich nicht für den sorgsamsten Konsul, sondern für den grausamsten Tyrannen gehalten werde.